Einer der meist erwartenden Kinofilme 2017 gibt es seit einigen Tagen zu bestaunen. 30 Jahre nach dem Klassiker von Ridley Scott aus den 1980er-Jahren wird die Geschichte rund um die Blade Runner und den Replikanten fortgesetzt. Ob dieser Film das Erstlingswerk übertrumpft oder doch nur eine billige Kopie zu erwarten ist, erfährt ihr in dieser Kritik zu Blade Runner 2049.
Originaltitel: Blade Runner 2049
Regie: Denis Villeneuve
Drehbuch: Hampton Fancher und Michael Green
Produktion: Broderick Johnson, Andrew A. Kosove, Bud Yorkin und Cynthia Sikes Yorkin
Kamera: Roger Deakins
Musik: Hans Zimmer und Benjamin Wallfisch
©2017 Sony Pictures
HANDLUNG
Kalifornien im Jahre 2049
Die Herstellung von Replikanten ist seit dem Jahr 2039 wieder erlaubt, nachdem der Industrielle Niander Wallace (Jared Leto) das verbesserte Modell „Nexus 9“ vorgestellt hat. Aus diesem Grund hat das LAPD weiterhin ihre Spezialeinheit „Blade Runner“ im Einsatz, um ältere Modelle zu eliminieren, die auf der Erde versteckt leben. Zu dieser Einheit gehört auch Officer K (Ryan Gosling), der bei seiner Arbeit auf ein längst vergessenes Geheimnis stößt. Um dieses Geheimnis zu lösen, macht er sich auf die Suche nach einem ehemaligen „Blade Runner“, der seit 30 Jahren nicht mehr gesehen wurde – Rick Deckard (Harrison Ford).
DREHBUCH UND STORY
Regisseur Denis Villeneuve (Arrival) trat in große Fußstapfen, als bekannt wurde, dass er das Sequel zum großen Klassiker aus den 1980er-Jahren inszenieren darf. Die Befürchtungen, dass der Nachfolger eine billige Kopie werden könnte, waren durchaus berechtigt. Aber schon in den ersten Minuten des Filmes wird klar, dass der sehr talentierter Regisseur wieder einmal ein großartiges Werk auf die Kinoleinwand gezaubert hat.
Die Story setzt 30 Jahre nach dem Ende des Vorgängers an und wir begleiten Officer K bei seiner Arbeit. Von Beginn an ist die ruhige Erzählweise von Villeneuve spürbar. Er nimmt sich sehr viel Zeit, Figuren einzuführen und ihnen Raum zur Entwicklung zu geben. Auch die Handlung braucht ein wenig Zeit bis du als Schauer erkennst, was der Film erzählen will. Das erklärt auch die etwas zu lange Lauflänge von 164 Minuten, man benötigt also sehr viel Sitzfleisch.
Die Geschichte handelt natürlich wieder von den Replikanten und ob Androiden so etwas wie Menschlichkeit besitzen. Auf großartige Erklärungen verzichtet der Regisseur. Er verlangt von seinem Publikum, von Anfang an aufmerksam dabei zu sein. Wer das schafft und sich auf die langsame Erzählweise einlässt, bekommt einen sehenswerten Film zu sehen.
Neben der viel zu langen Inszenierung gibt es die eine oder andere Figur, mit der ich wenig anfangen konnte. Genauer kann ich zur Handlung nicht eingehen, da sie sehr komplex ist und einige unvorhersehbare Momente hat. Aber eines kann definitiv gesagt werden: Denis Villeneuve beweist mit diesem Film ein weiteres Mal, was er für ein grandioser Regisseur im Sci-Fi-Genre ist.
DER CAST
- Ryan Gosling (La La Land) als Officer K
Eine grandiose Wahl, ihn als „Blade Runner“ zu casten. Wir wissen auch von Anfang an, dass er ein Replikant ist. Er ist sehr vorsichtig bei seinen Bewegungen und bei Dialogen, überlegt was er sagt und passt perfekt in die ruhige Erzählweise hinein. Er ist derjenige, der sich auf die Suche nach Rick Deckard macht, weil er ihn braucht um einen Fall zu lösen. Mehr möchte ich zu dieser Figur nicht sagen.
- Harrison Ford (Star Wars Episode VII: Das Erwachen der Macht) als Rick Deckard
Natürlich wird an dieser Stelle nicht verraten, warum er 30 Jahre verschwunden ist und ab welchem Zeitpunkt er in die Geschichte integriert wird. Aber eines muss man dem Herrn Ford lassen, auch im hohen Alter beweist er große Schauspielkunst und seine Leistung hat mir fast besser gefallen als jene von Gosling. Schade nur, dass er etwas zu wenig Screentime hat.
- Ana de Armas (Knock Knock) als Joi
Über ihre Rolle möchte ich nicht viel verraten. Nur so viel, sie überrascht mit einer sehr guten und tiefgründigen Leistung. Egal ob in Dialogen mit K oder bei Szenen, wenn sie nur die Umgebung beobachtet und sie mit Mimik Gefühle ausdrückt. Nach der eher soliden Vorstellung in War Dogs könnte diese Rolle ihren Bekanntheitsgrad erhöhen.
- Weitere Charaktere
Sehr bekannte Namen komplettieren einen namhaften Cast. Robin Wright (Wonder Woman) zum Beispiel, die Lieutenant Joshi verkörpert. Sie leitet beim LAPD die Spezialeinheit und schickt Officer K zu den Einsätzen.
Jared Leto (Suicide Squad) als Industrieller Niander Wallace und Dave Bautista (Guardians of the Galaxy Vol. 2) als Sapper Morton haben auch Rollen bekommen. Beide mit hervorragenden Leistungen, aber leider mit nicht sehr vielen Szenen.
TECHNIK, KAMERA, SOUNDTRACK
An dieser Stelle gibt es keine negativen Punkte zu beklagen. Die Filmemacher schaffen es, den Stil des Vorgängers trotz neuem Gewand und neuen Ideen beizubehalten. Die Lichteffekte, die verwendet werden, die Filter die über die Kamera gelegt wurden – auf der IMAX-Leinwand kam die Technik des Filmes so richtig zur Geltung.
Für die Kameraarbeit war abermals Roger Deakins (Sicario) verantwortlich und er beweist ein großartiges Auge für atemberaubende Einstellungen und Kamerafahrten. In vielen Szenen fährt die Kamera fast im Standbild die tollen Settings ein und das sorgt für eine einzigartige Atmosphäre.
Die Musik stammt dieses Mal von Hans Zimmer (Dunkirk) und Benjamin Wallfisch (ES). Sie schafften einen sphärischen, düsteren und dunklen Soundtrack, der zu jeder einzelnen Szene gut passt. Allerdings hätte ich lieber Johann Johannsson gehört, der aus dem Projekt ausgestiegen ist.