Eine Geschichte über einen afroamerikanischen Jungen, der bei seiner drogensüchtigen Mutter aufwächst, mit Homosexualität in Berührung kommt und später selber zum Dealer wird. Ausgezeichnet mit drei Oscars. In dieser Kritik geht es um Moonlight.
Originaltitel: Moonlight
Regie: Barry Jenkins
Drehbuch: Barry Jenkins
Produktion: Adele Romanski, Dede Gardner und Jeremy Kleiner
Kamera: James Laxton
Musik: Nicholas Britell
HANDLUNG
Erzählt wird die Geschichte von Chiron, der als Neunjähriger (Alex R. Hibbert) in Miami bei seiner drogensüchtigen Mutter (Naomie Harris) aufwächst und Little genannt wird. Er spricht nicht viel, lebt zurückgezogen und öffnet sich wenig. Erst als er auf den Drogendealer Juan (Mahershala Ali) und seine Freundin Teresa (Janelle Manáe) trifft, fängt er an zu sprechen und sieht ihn den Beiden Ersatzeltern. Im Teenager-Alter (Ashton Sanders) macht er erste Erfahrungen mit Homosexualität. Er ist anders und hat daher Probleme an der High-School. Und mit Ende 20, genannt Black (Trevante Rhodes), wird er selber zum Drogendealer. Eines Tages ruft sein alter Kumpel Kevin (André Holland) an, der seine Gefühle ordentlich durcheinanderbringt.
DREHBUCH UND STORY
Der noch unbekannte Regisseur Barry Jenkins (Medicine for Melancholy), der auch das Drehbuch verfasst hat, inszenierte ein starkes Drama mit einem interessanten und glaubhaften Thema.
Die Geschichte ist wie ein Theaterstück in drei Akten aufgeteilt. Im ersten Akt erleben wir den kleinen Chiron alias Little wie er kaum spricht, wenig Freunde hat und bei einem fremden Pärchen Zuflucht und Geborgenheit findet, wo die Figur Juan mit Drogen dealt. Im zweiten Akt ist er ein Außenseiter auf der High-School auf Grund seiner Findung zur Homosexualität und im Dritten wird er Black genannt, hat mehr Selbstvertrauen als früher und ist Drogendealer geworden. Alle drei Abschnitte dauern in etwa 30 bis 40 Minuten und sind sehr gut inszeniert. Durch die glaubhaften Figuren finden Zuschauer sofort Zugang zur Geschichte und es entsteht eine Bindung, vor allem zur Hauptfigur Chiron.
Der Film kommt mit relativ wenig Dialogen aus und das ist positiv gemeint. Oft reicht es, wenn Charaktere nur mit der Mimik Gedanken zum Ausdruck bringen. Speziell bei den drei Darstellern die Chiron verkörpern ist es gut zu beobachten, wie sie mit ihren nachdenklichen und schüchternen Blicken viel Aussagen. Ohne das sie sprechen weiß ich als Zuschauer wann der Charakter ängstlich ist und wann fröhlich – sehr löblich. Das Geschehen an sich ist gut verfolgbar, keine schwierigen Passagen oder Ähnliches die den Fluss der Geschichte verzögern. Mit den Themen Geborgenheit, Respekt, und Toleranz kann auch jeder Mensch etwas anfangen, nur im Mitteteil hat er ein paar wenige langatmige Züge.
DER CAST
- Alex R. Hibbert/Ashton Sanders/Trevante Rhodes als Chiron alias Little alias Black
Es ist schwierig einen von den drei noch recht unbekannten Schauspielern hervorzuheben. Alle drei machen ihre Sache ausgezeichnet und empfehlen sich für weitere Filme. Alex R. Hibbert spielt die Figur als zurückhaltenden Jungen, der kaum spricht und nicht weiß wohin er gehört. Ashton Sanders verkörpert Chiron als leicht ängstlichen Teenager, der nur Angst hat, weil er homosexuelle Erfahrung macht. Und Trevante Rhodes mimt einen muskelbepackten Chiron mit Selbstvertrauen. Mir haben alle drei Darstellungen gefallen.
- Mahershala Ali (Hidden Figures) als Juan
Mahershala war großartig in Luke Cage und auch hier zeigt er eine sehr gute Leistung, der zurecht den Oscar als „Bester Nebendarsteller“ gewonnen hat. Juan ist auf der einen Seite ein Drogendealer, auf der anderen Seite aber sieht er, dass Chiron eine Art Bezugsperson braucht. Er kümmert sich um ihn, lernt ihm schwimmen und wird zum Ersatzvater. Toller Charakter und toll gespielt.
- Naomie Harris (Verborgene Schönheit) als Paula
Sie ist die drogenabhängige Mutter von Chiron, die sich mehr um ihre Cracksucht kümmert als um ihren Sohn. Da ist es nicht verwunderlich, wenn ihr Sohn ihre Sorgen um ihn nicht glaubt. Harris zeigt ebenfalls eine starke Leistung und beweist nach Rollen wie Moneypenny in James Bond Spectre oder der einer Therapeutin in Verborgene Schönheit ihre Vielseitigkeit.
- Weitere Charaktere
Janelle Monáe (Hidden Figures) verkörpert Teresa, die Frau von Juan und eine Person, bei der sich Chiron geborgen fühlt.
Zudem möchte ich noch André Holland (Selma) hervorheben, der die Figur Kevin spielt. Der einzig beste Freund von Chrion seit die Beiden Kinder sind.
TECHNIK, KAMERA, SOUNDTRACK
Bei einem Drama gibt es traditionell wenig bis keine Effekte. Die Kamera ist sehr ruhig und immer nah dran am Geschehen, um vor allem Mimik und Gestik der Protagonisten gut einzufangen.
Vom Szenenbild her erleben wir klassische Vierteln einer Unterschicht in Miami sowie Szenen in Schulgebäuden und wie der kleine Chiron schwimmen lernt. Alles sehr hochwertig inszeniert um die triste Umgebung der Hauptfigur glaubhaft rüberzubringen.
Die Musik von Nicolas Britell (The Big Short) ist sehr ruhig, sehr nachdenklich und leicht dramatisch. Zwischendurch gibt es Songs, die aus einer Musikbox erklingen und Hip-Hop-Rhythmen. Passt sehr gut zum Film und hat mir gut gefallen.
Danke für die tolle Filmkritik.
Vielen Dank 🙂