Im Viktorianisches London des Jahres 1880 treibt ein Serienmörder im Bezirk Limehouse sein Unwesen. Mittendrinnen versucht Bill Nighy als Inspektor weiteres Chaos zu verhindern und wird auf diesen Fall angesetzt. Ob der Horror-Thriller mit Krimi-Elementen und Jack-The-Ripper-Atmosphäre sehenswert geworden ist, erfährt ihr in dieser Kritik zu The Limehouse Golem.
Originaltitel: The Limehouse Golem
Regie: Juan Carlos Medina
Drehbuch: Jane Goldman
Produktion: u.a. Elizabeth Karlsen, Stephen Woolley, Peter Hampden und Christopher Simon
Kamera: Simon Dennis
Musik: Johan Söderqvist
HANDLUNG
Erzählt wird die Geschichte einer Mordserie in London im Jahre 1880. Im heruntergekommenen Bezirk Limehouse treibt ein Serienmörder sein Unwensen, der seine Opfer mit unbeschreiblicher Brutalität ermordet. Die Bevölkerung des Bezirks glaubt daher nicht an einen Menschen als Täter, sondern einen aus der jüdischen Literatur bekannten Lehmgolem. Inspektor John Kildare (Bill Nighy) bekommt den Auftrag, für Ruhe zu sorgen und die Morde aufzuklären. Im Laufe seiner Ermittlungen trifft er auf einige Mitglieder eines Musiktheaters, etwa Dan Leno (Douglas Booth) und die Schauspielerin Elizabeth Cree (Olivia Cooke), die angeklagt wurde weil sie angeblich ihren Mann vergiftet haben soll. Mehr und mehr wird der Inspektor in den Fall hineingezogen und es wird immer schwerer die Kernfrage des Falles zu beantworten: Wer ist der Limehouse Golem.
DREHBUCH UND STORY
Basierend auf das Buch Dan Leno and the Limehouse Golem des britischen Schriftstellers Peter Ackroyd inszenierte Regisseur Juan Carlos Medina (Painless – Die Wahrheit ist schmerzhaft) einen Horror-Thriller mit Krimielementen. Ein feiner Genrefilm, bei dem der Horror-Anteil sehr gering und die Erzählweise an einigen Stellen mangelhaft ausfällt.
Abermals bekommen wir einen Film, der stark zwischen mehreren Erzählebenen hin und her wechselt. Die Mordserie spielt in der Gegenwart und läuft strikt nach Vorschrift ab – Eintreffen am Tatort, untersuchen, ermitteln, etc. An einem bestimmten Punkt trifft der Inspektor auf eine Figur, die im Gefängnis sitzt und mit diesen Morden mehr oder weniger im Zusammenhang steht. Ab da gibt es die sogenannten Flashbacks und plötzlich erzählt der Film das Leben dieser Figur.
Das ist für mich das größte Problem, weil ich das Gefühl hatte diese Geschichte nimmt ein wenig die Überhand. Das eigentliche Thema, die Golem-Morde, wurden nicht ausreichend inszeniert. Das hat zur Folge, dass immer wieder zwischen den Ebenen hin und her gewechselt wird und das ist an manchen Stellen sehr anstrengend zu verfolgen. Der Thriller ist im Grunde spannend inszeniert und hat die eine oder andere überraschende Wendung, aber in Summe war das Drehbuch das Schwächste am gesamten Film.
Ein weiteres Problem ist das Ende. Als alle dachten, der Film sei vorbei kommen wir in den Genuss noch weitere zehn Minuten zu sehen. Diese zehn Minuten dienten in meinen Augen dazu, den Zuschauer in Schockstarre zu versetzen, weil er sich nicht auskennt warum diese Szene noch drangehängt wurde. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, sie lädt jedenfalls zu Spekulationen und Diskussionen ein.
Die Dialoge sind allesamt relativ einfach ausgefallen, erwartet keine tiefgründigen Dialoge. Die Figuren sind ebenfalls solide ausgefallen, bis auf die Figur der Lizzy Cree. Sie bekommt durch die Nacherzählungen interessante Facetten spendiert. Am Ende gefiel mir das Drehbuch in seinem Kern ebenso wie die Grundidee der Geschichte, aber die Umsetzung war letztendlich mangelhaft.
DER CAST
- Bill Nighy (Ihre Beste Stunde) als Inspektor John Kildare
Bill Nighy hat eine tolle Präsenz auf der großen Leinwand und er macht seine Sache auch sehr gut. Vielleicht ein wenig unterfordert auf Grund der einfachen Figuren aber mit seiner gewohnt ruhigen Art holt er viel heraus. Der Inspektor tritt seine erste Mordermittlung an, nicht ganz freiwillig. Um nicht als Sündenbock dazustehen gerät er von Beginn weg unter Druck.
- Olivia Cooke (Bates Hotel) als Lizzy Cree
Zu ihr kann ich nicht sehr viel sagen, außer dass die noch recht unbekannte Schauspielerin ihre Rolle sehr gut verkörpert. Sie sitzt im Gefängnis, weil sie ihren Mann vergiftet haben soll. Sie steht mehr mit den Morden in Verbindung als zunächst gedacht und bringt Spannung mit hinein. Eine interessante Figur und eine gute Performance von Olivia Cooke.
- Weitere Charaktere
Wichtige Rollen haben unter anderem Douglas Booth (Stolz und Vorurteil und Zombies) als Dan Leno, Leiter der Music Hall, Sam Reid (Serena) als John Cree, Ehemann von Lizzy und Maria Valverde (Exodus – Götter und Könige) als Aveline Ortega, eine Angestellte der Music Hall, ergattert.
Daniel Mays (Abbitte) verkörpert einen Polizisten namens George Flood, der Inspektor Kildare bei der Aufklärung der Morde unterstützt. Und der bekannte Darsteller Eddie Marsan (Atomic Blonde) darf als Onkel ebenfalls mitwirken.
TECHNIK, KAMERA, SOUNDTRACK
Hier spielt der Film seine Stärken aus. Die Settings sehen überragend aus und dank der tollen Kameraarbeit fühlst du dich als Zuschauer sofort in diese Zeit hineinversetzt. Die Kamera fängt London des 19. Jahrhunderts sehr schön ein, mit all seiner Düsterheit und Brutalität. In weiterer Folge sieht man sehr viel Blut und auch die zersägten und verstümmelten Opfer sind nicht jedermanns Sache.
Das Szenenbild sind Gefängnisse, die Music Hall, die dreckigen und düsteren Straßen der britischen Hauptstadt und die Räumlichkeiten von Scotland Yard.
Der Sound stammt von dem schwedischen Filmkomponisten Johan Söderqvist (Kon-Tiki) und untermalt mit mysteriösen und melodischen Klängen die spannende Atmosphäre. Da viele Szenen in dem Musiktheater gezeigt werden, sind auch gemütliche und fröhliche Lieder zu hören. Hat mir sehr gut gefallen, an einigen Stellen hätte der Komponist die düsteren Stellen noch besser in Szene setzen können.