Ein Historiendrama mit sehr bekanntem Cast, dass auf den gleichnamigen Roman von Deborah Moggach basiert und sich mit der ersten Wirtschaftskrise im 17. Jahrhundert beschäftigt. Dazu präsentiert Regisseur Justin Chadwick eine Liebesgeschichte rund um einen wohlhabenden Kaufmann. Ob diese beiden Themen miteinander harmonieren erfährt ihr in dieser Kritik zu Tulpenfieber.
Originaltitel: Tulip Fever
Regie: Justin Chadwick
Drehbuch: Tom Stoppard
Produktion: u.a. Alison Owen, Harvey Weinstein, Richard Hewitt und Maria Cestone
Kamera: Eigil Bryld
Musik: Danny Elfman
HANDLUNG
Erzählt wird die Geschichte der ersten Wirtschaftskrise. In Amsterdam des 17. Jahrhunderts herrscht das Tulpenfieber, eine einzigartige Blume die zu dieser Zeit fast wertvoller als ein Diamant war. Auch der wohlhabende Geschäftsmann Cornelis Sandvoort (Christoph Waltz) ist auf diesem Markt aktiv. In Wahrheit gilt seine Leidenschaft allerdings seiner Frau Sophia (Alicia Vikander). Als er den jungen Maler Jan Van Loos (Dane DeHaan) engagiert, um Porträt-Fotos anzufertigen, entsteht eine geheime Liebesaffäre zwischen Jan und Sophia. Die beiden Verliebten wollen in eine neue Welt aufbrechen und setzen ihre größten Hoffnungen auf eine teure Tulpenzwiebel. Ein wohl durchdachter aber auch sehr gefährlicher Plan.
DREHBUCH UND STORY
Bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war die Tulpe in den Niederlanden ein Liebhaberobjekt. Nach und nach wurde die Tulpenzwiebel zum Spekulationsobjekt, so dass im 17. Jahrhundert die Preise in die Höhe geschossen sind. Im Februar 1637 brach der Markt irgendwann ein. Es war die bis heute erste dokumentierte Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte – genannt Tulpenmanie. Regisseur Justin Chadwick (Mandela – der lange Weg zur Freiheit) sah das Potenzial eines Filmstoffes über dieser Zeit und inszenierte das von Tom Stoppard (Shakespeare in Love) geschriebene Drehbuch.
Der Beginn hat mir persönlich sehr gut gefallen. Die Filmemacher führen die Schauer sehr gut in das Thema ein, man bekommt einen guten Eindruck von der Tulpenmanie, den verschiedenen Arten und dem Look des 17. Jahrhunderts. Danach beginnt die Geschichte rund um den wohlhabenden Geschäftsmann und seiner Frau. Eine Liebesgeschichte wie wir sie schon oft gesehen haben. Ein verheiratetes Paar, wo sie unglücklich ist und eine Affäre beginnt. Ab der Hälfte fragte ich mich aber, was für einen Film ich schaue und was er mir erzählen will.
Das Problem dabei ist, dass ich wie bei The Promise zwei Handlungsstränge und somit zwei Filme in einem sehe. Es gibt die Thematik des Tulpenfiebers und -handels, welches mir sehr viel Spaß gemacht hat zu verfolgen. Dazu die Liebesgeschichte, die aus meiner Sicht wenig bis gar nicht hineinpasst. Da es eine Buchverfilmung ist, entsteht ein Gefühl der Regisseur wollte das gesamte Buch auf die Leinwand bringen und dass bei einer Laufzeit von 107 Minuten. Die Harmonie ging verloren, an einigen Stellen war es anstrengend zuzuschauen und das ist sehr schade. Das enorme Potenzial wurde nicht ausgeschöpft, der Fokus lag zu stark am Gesamten als sich entweder auf das Eine oder das Andere zu konzentrieren.
Dabei mochte ich die Charaktere, die wurden sehr gut gezeichnet. Und der Humor ist auch an einigen Stellen großartig ausgefallen. Dieser kann aber die Schwächen des Drehbuches nicht ausmerzen.
DER CAST
- Alicia Vikander (The Light Between Oceans) als Sophia
Die zukünftige Tomb-Raider-Darstellerin zeigt wieder einmal eine starke Leistung und beweist auch Mut zur Nacktheit. Es gab ein paar Szenen, die sie mit Bravour absolviert hat. Ich nehme ihr die Rolle der unzufriedenen Ehefrau sofort ab und auch die Liebesaffäre zum Maler wirkt auf mich glaubwürdig. Die Figur wurde allerdings zu soft angelegt, sie hat sich dann doch zu wenig gegen die Ehe gewehrt und das Unglücklichsein kam zu wenig emotional rüber. Dafür kann aber Vikander nichts und ich war mit ihrer Leistung sehr zufrieden.
- Christoph Waltz (Django Unchained) als Cornelis Sandvoort
Waltz spielt Waltz – so könnte man es in drei Worten zusammenfassen. Eigentlich zeigt er eine solide Performance und was wir Kinofans von ihm erwarten können. Allerdings ist diese auch ein wenig erwartbar und daher war seine Leistung für mich eine Schwachstelle und enttäuschend. Keine Variation in seiner Mimik, in seinen Dialogen. Sehr schade, denn ich glaube er könnte viel mehr. Eine ähnliche Figur wie in all seinen Rollen der letzten Jahre.
- Dane DeHaan (Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten) als Jan van Loos
DeHaan wieder einmal mit einer guten Leistung und einer Rollenwahl, die besser zu ihm passt als zuletzt in Valerian. Er verkörpert einen Maler, der talentiert aber noch nicht so erfolgreich ist. Dennoch malt er mit Leidenschaft seine Bilder und diese sieht man dem Schauspieler an. Auch die Chemie zwischen ihm und Alicia Vikander passt. Eine sehr gute Performance von Dane DeHaan.
- Weitere Charaktere
Es gesellen sich sehr prominente Namen in Nebenrollen zum Hauptcast dazu. Oscar-Preisträgerin Judy Dench (James Bond 007: Skyfall) verkörpert The Abbess of St. Ursula, eine Nonne die im Garten Tulpenzwiebeln anpflanzt.
Weiters sind Zack Galifianakis (Hangover) als Gerrit, Jack O’Connell (Money Monster) als William und Tom Hollander (Taboo) als Dr. Sorgh mit von der Tulpenfieber-Partie. Vor allem die Figur Dr. Sorgh hat einige humorvolle Momente, die den Kinosaal zum Lachen gebracht haben.
Eine für die Handlung wichtige Rolle hat Holliday Grainger (The Finest Hours) als Marie ergattert. Sie ist in eine weitere Liebesgeschichte involviert und mehr möchte ich dazu nicht verraten.
TECHNIK, KAMERA, SOUNDTRACK
Die technische Umsetzung ist sehr gut gelungen. Es wurden nur reale Sets verwendet und es sind keine digitalen Effekte zu sehen. Der Look des 17. Jahrhunderts wurde ebenfalls gut umgesetzt. Man bekommt einen sehr guten Eindruck wie die Leute gelebt und was sie getragen haben.
Die Kamera ist relativ gemütlich ausgefallen. Bei Dialogen fängt sie die Szenen von sehr nah ein und selbst bei den hektischen Tulpenauktionen wird nur selten hektisch zwischen den Bietenden hin und her geschnitten. Das Szenenbild ist Amsterdam des 17. Jahrhunderts, ein Kloster, das Haus von Sandvoort, die dreckigen aber lebhaften Straßen und ein Hinterzimmer einer Taverne wo die Auktionen stattfinden.
Die Musik komponierte Danny Elfman (Girl on the Train) und sie hat mir richtig gut gefallen. Melodische Klavierklänge vermischt mit nachdenklichen Streichern, einfach perfekt für diese Art von Film.