Es ist der erste Solo-Film eines weiblichen Superhelden. Am Startwochenende in den USA nahm er bereits über 100 Millionen Dollar ein, was ein neuer Rekord für einen Film bedeutet bei dem eine Frau Regie geführt hat. Ob die überwiegend guten Resonanzen gerecht sind erfährt ihr in meiner Kritik zu Wonder Woman.
Originaltitel: Wonder Woman
Regie: Patty Jenkins
Drehbuch: Allan Heinberg und William Moulton Marston
Produktion: u. a. Zack Snyder, Deborah Snyder, Geoff Johns, Jon Berg und Rebecca Steel Roven
Kamera: Matthew Jensen
Musik: Rupert Gregson-Williams
HANDLUNG
Erzählt wird die Geschichte von Diana alias Wonder Woman (Gal Gadot), die auf der Amazoneninsel Themyscira aufwächst. Dort leben nur Frauen und dennoch geht es um Macht und Kampf. Früh lernt sie von ihrer Tante Antiope (Robin Wright) das Kämpfen. Eines Tages strandet der Pilot Steve Trevor (Chris Pine) auf der Insel und erzählt von einem grauenvollen Krieg. Diana schlägt vor Steve zu begleiten, weil sie hinter dem Krieg den lang verschollenen Kriegsgott Ares vermutet. In einer fremden Welt muss Diana nicht nur ihre Kräfte entdecken, sondern merkt schnell wie wenig sie über diese Welt weiß.
DREHBUCH UND STORY
Das DCEU (DC Extended Universe) kommt endlich in Fahrt und „Schuld“ daran ist eine weibliche Regisseurin – Patty Jenkins (Monster). Sie schaffte es einen sehr gelungenen Superhelden-Film zu inszenieren, klassisch in drei Akten unterteilt.
Wonder Woman erzählt eine Origin-Story und bei so einer Geschichte gehen die Meinungen immer weit auseinander. Im Falle der Amazone bin ich der Ansicht, dass es gut gepasst hat ihren Hintergrund zu erzählen –Diana alias Wonder Woman hat keinen hohen Bekanntheitsgrad. So erleben wir ihre Anfänge als Kind, wie sie früh die Kampfkunst lernen möchte aber immer wieder von ihrer Mutter ausgebremst wurde.
Die ersten Minuten sind sehr ruhig erzählt, dauern aber nicht sehr lange. Schon bald landet der Pilot Steve Trevor auf der Insel und es beginnt die erste Action-Sequenz. Wer danach glaubt, es geht in dieser Tonart weiter der irrt ein wenig. Obwohl die Geschichte ruhig aufgebaut wird und wir Zuschauer viel Zeit mit den Charakteren bekommen, hat diese Erzählung auch einen kleinen negativen Beigeschmack.
In der Mitte des Filmes entstehen ein paar kleine Längen und somit wirken die 144 Minute etwas zu lang. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau, denn die Inszenierung macht großen Spaß und ich wollte in jeder Sekunde wissen wie es weitergeht. Vor allem weil er teilweise philosophische Ansätze hat und ein wenig die griechische Mythologie behandelt.
Was sehr gut funktioniert ist der Humor. Eingebunden in charmant geschriebene Dialoge wurde vor allem die Naivität von Diana perfekt und humorvoll umgesetzt. Gespräche zwischen ihr und Steve, wo sie erzählt das sie von Zeus zum Leben erweckt wurde, machen großen Spaß. Das liegt auch an den Hauptdarstellern, die den Humor grandios rüberbringen.
Ebenfalls erkennbar ist, dass hier eine Frau am Regiestuhl Platz genommen hat. Mit Ausnahme von Steve Trevor sind die Frauen diejenigen, die die Handlung vorantreiben, Mut und Stärke beweisen. Es freut mich persönlich sehr, dass ich beim Schauen das Gefühl hatte Patty Jenkins bekam viel Freiraum für ihre Visionen. Danke DC und Warner.
DER CAST
- Gal Gadot (Triple 9) als Diana Prince/Wonder Woman
Gal Gadot ist Wonder Woman und das merkst du von der ersten Sekunde an. Sie legt sich mächtig ins Zeug und verkörpert ihre Rolle authentisch und mit großer Leidenschaft. Auf der einen Seite ist Diana eine starke Powerfrau, die mutig ist, früh die Kampfkunst erlernen möchte. In der Menschenwelt wirkt sie naiv, alles ist neu und trotz ihres Eifers verunsichert. Diesen Wechsel und die Suche nach den eigenen Fähigkeiten spielt Gal Gadot hervorragend. Sie war schon in Batman VS Superman ein großer Lichtblick und hier legt sie noch eines oben drauf.
- Chris Pine (Star Trek Beyond) als Steve Trevor
Chris Pine ist ein unglaublicher Sympathieträger, er zeigt eine starke Performance und setzt die Comic-Relief Momente perfekt um. Von diesen gibt es in Wonder Woman einige, vor allem wenn Diana von ihrem Leben erzählt, wo sie herkommt und Ares bekämpfen möchte. Die Chemie zwischen ihm und Gal Gadot ist hervorragend und es macht sehr viel Spaß, die Beiden auf ihrem Weg zu begleiten.
- Lucy Davis (The Office) als Etta Candy
Diese britische Schauspielerin möchte ich ganz besonders hervorheben, denn was den humorvollen Part betrifft stiehlt sie den gesamten Cast die Show. Mit einem frechen Mundwerk ausgestattet sorgt sie für viele Lacher im gesamten Kinosaal. Sie hat als Sekretärin von Steve Trevor nicht viele Szenen, aber diese füllt sie perfekt aus – zwei Daumen nach oben.
- Weitere Charaktere
Robin Wright (House of Cards) als General Antiope. Eine „Kampf-Amazone“, die die Kriegerinnen ausbildet und gleichzeitig die Tante von Diana ist. Sie ist mutig und stark und nach ihrem Verständnis kann es nie früh genug sein, Diana zu trainieren.
Connie Nielsen (Gladiator) als Queen Hippolyta, die Königin der Amazoneninsel und gleichzeitig Mutter von Diana. Sie will sie beschützen und versucht ihre wahren Kräfte vor ihr zu verbergen. Beide Darstellerinnen mit einer guten Performance.
Danny Huston (X- Men Origins: Wolverine) verkörpert den Bösewicht Erich Ludendorff, der wieder einmal eher mittelmäßig ausgefallen ist, Elena Anaya (Van Helsing) verkörpert die mysteriöse Wissenschaftlerin Maru, genannt Dr. Poison und David Thewlis (Harry Potter und der Halbblutprinz) ist auch mit von der Superhelden-Partie.
TECHNIK, KAMERA, SOUNDTRACK
Optisch präsentiert sich der Film mehr als ordentlich. Die Welt der Amazonen, das London Anfang des 20. Jahrhunderts schaut einfach toll aus. Die digitalen Effekte wurden im Vergleich zu Batman VS Superman deutlich heruntergeschraubt, im Showdown war es aber trotzdem zu viel CGI, so dass es hier ein paar Abzüge gibt. Das 3D war in Ordnung.
Die Kameraarbeit war ebenfalls sehr gelungen. Bei den Actionszenen wurden sehr oft Zeitlupenaufnahmen verwendet, sie sehr spektakulär aussahen aber mit Fortdauer des Filmes den Reiz verlieren. An dieser Stelle wäre weniger viel mehr gewesen. Das Szenenbild ist auf der einen Seite die paradiesische Insel der Amazonen, wo ich gerne Urlaub machen würde und das düstere, schmutzige London im ersten Weltkrieg inklusive Kriegsszenarien.
Positiv war auch der Soundtrack von Rupert Gregson-Williams (Hacksaw Ridge), der zwar seine epischen Momente hat aber in Summe sehr melodisch ausgefallen ist. Das fand ich sehr gelungen.