Es ist der neue Film von Darren Aronofsky, der mit Filmen wie Black Swan bewies wie kreativ und eigenständig seine Filme sind. Sein neuestes Werk startete vor kurzem in den Kinos und wurde im Vorfeld sowohl gefeiert als auch für schlecht befunden. Wie ich ihn finde und ob er wieder Raum für Interpretationen lässt, erfährt ihr in dieser Kritik zu Mother!
Originaltitel: Mother!
Regie: Darren Aronofsky
Drehbuch: Darren Aronofsky
Produktion: Scott Franklin, Ari Handel, Josh Stern und Mark Heyman
Kamera: Matthew Libatique
Musik: Johann Johannsson
HANDLUNG
Erzählt wird die Geschichte von einem Dichter (Javier Bardem) und seiner jungen Frau (Jennifer Lawrence). Sie wohnen in einem ländlichen Haus in extremer Abgeschiedenheit. Er versucht seine Schreibblockade zu überwinden und sie kümmert sich um den Haushalt – sie kocht, wäscht und renoviert das Haus. Eines Tages erscheint ein Fremder (Ed Harris) und seine Frau (Michelle Pfeiffer) und der Dichter lädt sie herzlich ein zu bleiben. Seine Frau ist dagegen, da sie es für nicht angebracht hält das fremde Paar einfach einzuladen. Ab diesem Zeitpunkt beginnen die Dinge plötzlich skurril zu werden…
Mehr kann und sollte zur Geschichte nicht verraten werden.
DREHBUCH UND STORY
Kann ein Film sehenswert sein, wenn er im Vorfeld ausgebuht wird? Denn auf dem Filmfestival in Venedig kam der neue Film von Darren Aronofsky (Requiem for a Dream) überhaupt nicht an. Dabei hat der Film eine interessante Grundstruktur und lässt viel Platz für Interpretationen. Es ist kein Meisterwerk, aber schwach ist auch etwas Anderes.
Zu Beginn noch der Hinweis, dass nicht viel zur Geschichte gesagt werden kann. Der Film lebt von seiner Unvorhersehbarkeit und von der Vorstellung der Zuschauer, Dinge zu interpretieren. Dieses Gefühl kommt vor allem in der ersten Hälfte gut zur Geltung. Du erlebst das Leben des Ehepaares, ihre Beziehung zueinander und wie sie das Haus auf Vordermann bringen. Schon sehr bald erscheinen die beiden Fremden und das Gefühl, nicht zu wissen wohin der Film will, verstärkt sich.
Ab der Hälfte der Inszenierung wird das Absurde und die Skurrilität bis ins Unendliche ausgeweitet und das zerstört meiner Meinung nach die Atmosphäre der ersten 60 Minuten. Man kennt sich noch weniger aus als sonst und bei jeder Szene sind die Kinobesucher noch mehr geschockt und auch verwirrt. Das Ende ist aber wieder gelungen, unabhängig davon ob Schauer es feiern oder hassen. An dieser Stelle lässt der Regisseur sehr viel Platz für Interpretationen. Warum? Wieso? Weshalb? ist die Devise und noch Wochen später werden all jene, die ihn gesehen haben, darüber sprechen. Somit hat Darren Aronofsky alles richtiggemacht.
Mother! ist offiziell ein Horror-Thriller, allerdings würde ich sagen, dass die Horror-Elemente sehr, sehr wenig bis gar nicht vorhanden sind. Für mich ist er eher ein Psycho-/Mystery-Thriller. Auf intensive Charakter-Vorstellungen und einer klar erzählten Geschichte muss verzichtet werden.
DER CAST
- Jennifer Lawrence (Passengers) als Mutter
Persönlich bin ich kein großer Fan von der Schauspielerin, doch in diesem Fall muss ich sie sehr loben. Mir hat ihre Performance sehr gut gefallen. Ihre Figur wirkt sehr zurückhaltend und beobachtend und Jennifer Lawrence schafft es perfekt, diese Gefühle auf die Leinwand zu zaubern. Mehr möchte ich zu ihrer Figur nicht sagen.
- Javier Bardem (Pirates of Caribbean: Salazars Rache) als Der Dichter
Javier Bardem harmoniert perfekt mit Lawrence und auch er zeigt eine großartige Leistung. Seine Figur ist sehr ruhig, liebevoll wenn es darum geht Gefühle zu zeigen und sie kämpft mit einer Schreibblockade. Es wirkt so, als sei er ein wenig mysteriös – tolle Besetzung.
- Weitere Charaktere
Erwähnt sei noch Ed Harris (Run All Night) als Fremder und Michelle Pfeiffer (Malavitia – The Family) als dessen Frau. Sie sind bereits im Trailer zu sehen und als sie auftauchen, wirkt alles sehr mysteriös.
Es spielen noch weitere bekannte Darsteller mit, die aber an dieser Stelle nicht verraten werden um die Überraschung großzuhalten.
TECHNIK, KAMERA, SOUNDTRACK
In erster Linie muss die Kameraarbeit erwähnt werden, denn diese ist nur auf Jennifer Lawrence gerichtet. Fast alle Szenen erleben wir Schauer aus ihrer Perspektive, mit vielen Close-Ups von ihrem Gesicht und den Augen. Das mag vielen gefallen und auch ich fand es an einigen Stellen gut gewählt. Aber auf die Dauer war es anstrengend und ich fühlte mich ein wenig eingeengt. Die Kamera hätte für meine Begriffe öfter einmal hinaus zoomen können um das Geschehen mit weiterem Winkel einzufangen.
Das Szenenbild ist ausschließlich das Haus des Ehepaares. Alle Szenen finden dort statt – im Treppenhaus, in der Küche, im Schlafzimmer. Die Settings haben einen gewissen atmosphärischen Charme und sind toll gewählt. Ebenso gelungen sind die Effekte und der generelle Look.
Auf Musik wird komplett verzichtet, der Film lebt von seiner Atmosphäre da wäre es auch fehl am Platz mit epischen Klängen die Szenen zu untermalen. Das war in Ordnung und passt gut zum Gesamten.