Nate Parker in Dreifachfunktion als Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Regisseur im Einsatz. Eine Geschichte über einen Mann, der als Sklave zum Prediger wird und eines Tages einen Aufstand anzettelt. In dieser Kritik geht es um The Birth of a Nation.
Originaltitel: The Birth of a Nation
Regie: Nate Parker
Drehbuch: Nate Parker und Jean McGianni Celestin
Produktion: u. a. Nate Parker, David S.Goyer, Tony Parker, Kevin Turen und Matt Lindner
Kamera: Elliot Davis
Musik: Henry Jackmann
HANDLUNG
Erzählt wird die wahre Geschichte von Nat Turner (Nate Parker), der in Virginia des 19. Jahrhunderts als Sklave auf der Baumwollplantage von Samuel Turner (Armie Hammer) aufwächst. Ihm wird das Lesen gelehrt und später findet er den Zugang zu Gott – er wird Prediger. Da er gebildet und ein guter Prediger ist, möchte Samuel Profit herausschlagen und so fahren sie von Anwesen zu Anwesen, damit Nat mit seinen Worten den Sklaven vermittelt, sie sollen keinen Wiederstand leisten. Doch er sieht auch viel Leid und Elend und immer mehr entwickelt er einen Hass gegenüber den Sklavenbesitzern. Dieser Hass führt zu einer radikalen Entscheidung: er zettelt einen Aufstand an und Hoffnung entsteht – damit alle Sklaven frei sein können.
DREHBUCH UND STORY
Filme über Amerika in Zusammenhang mit Sklaverei im 18. Und 19. Jahrhundert sind durchaus wichtig, um aufzuklären welches Leid afroamerikanische Menschen erleben mussten. 12 Years a Slave war unter anderem ein starker Vertreter und auch das Regiedebüt von Nate Parker beschäftigt sich mit dieser Thematik.
The Birth of a Nation befasst sich nicht nur mit der Sklaverei, sondern auch viel mit Religion und somit hatte ich wenig Bezug zu diesem Film. Das war aber nicht das Einzige, womit ich meine Probleme hatte. Die Inszenierung empfand ich als zu langatmig und es wurde viel Zeit in Anspruch genommen, die Hauptfigur zu beleuchten. Wie er als Kind auf der Plantage aufgewachsen ist, wie er zum Prediger geworden ist und wie er seine Frau Cherry kennen und lieben gelernt hat. Das ist auch wichtig, dennoch wäre weniger mehr gewesen. Aus diesem Grund sind die knapp 120 Minuten für meinen Geschmack zu lang ausgefallen.
Zusätzlich zu der eher schwierigen Inszenierung waren bis auf den Hauptcharakter Nat Turner viele Figuren eher belanglos für mich. Diese sind sehr einfach und klischeehaft ausgefallen, sodass ich schwer eine Bindung aufbauen konnte und es mir fast schon egal war als sie im Film gestorben sind. Das Ende hat mir auch nicht gefallen. Der Streifen baut über eineinhalb Stunden eine Geschichte auf, die ruhig erzählt wird. Die Brutalität und Härte, mit der die Sklaven konfrontiert werden, wird schonungslos gezeigt. Trotzdem ist er an vielen Stellen sehr ereignisarm und dann kam ein actionreicher Showdown, der irgendwie nicht in das Gesamte hineingepasst hat. Zusammengefasst hat mir der rote Faden nicht gefallen, dieser schlenderte vor sich hin und ich konnte kaum einen Zugang dazu finden.
DER CAST
- Nate Parker (Non-Stop) als Nat Turner
Von diesem Schauspieler will ich in Zukunft mehr sehen. Er schafft es glaubwürdig die Figur Nat Turner zu verkörpern und ich nehme ihm seine Handlung von der ersten Sekunde an ab. Die Figur ist gebildet, zeigt Leidenschaft wenn es darum geht zu Gott zu finden aber gleichzeitig empfindet er auch Ungerechtigkeit. Aus dieser entsteht der Mut für die Freiheit zu kämpfen und der Aufstand beginnt. Als Schauer leidest du mit dieser Figur, was vor allem an der starken Leistung von Parker liegt.
- Armie Hammer (Codename U.N.C.L.E.) als Samuel Turner
Samuel Turner ist ein Sklaven- und Plantagenbesitzer, der Einzige der noch etwas Menschlichkeit in sich trägt. Doch diese kann schnell in Gewalt ausarten, sollte ein Sklave aus der Reihe tanzen. Die Figur ist recht solide ausgefallen, nichts was sonderlich tiefgreifend wäre. Daher spielt Armie Hammer auch ordentlich, Jubelschreie wird es von mir aber nicht geben.
- Weitere Charaktere
Es gibt so viele Figuren in The Birth of a Nation, da kann ich nicht alle aufzählen. Eine wichtige Figur wäre unter anderem jene von Aja Naomi King (How to get away with Murder) als Cherry. Eine Sklavin, die durch Zufall auf die Plantage von Turner kommt und Nat heiratet. Sie bringt ein wenig dramatische Züge mit hinein, ihre Leistung ist ebenfalls solide.
Mark Boone Jr. (Batman Begins) verkörpert Reverend Walthall, der die Idee hat Samuel Turner soll mit Nat andere Anwesen von Sklavenhändlern besuchen um Geld für das Predigen zu verlangen. Und Jackie Earl Healy (London Has Fallen) verkörpert einen radikalen Menschen namens Raymond Cobb, der eine gewisse Grundaggressivität gegenüber Sklaven aufweist.
TECHNIK, KAMERA, SOUNDTRACK
Der Look gefällt mir sehr gut. Die Zeitepoche des frühen 19. Jahrhunderts wurde gut umgesetzt, die Sklaven mit ihrer einfachen Kleidung und die Reichen und Sklavenbesitzer mit edlem Gewand. Wunden schauen sehr echt aus und digitale Effekte sind mir nicht aufgefallen.
Die Kameraarbeit von Elliot Davis (Die Eiserne Lady) ist sehr stark. Die Bilder, die er einfängt, sind sehr gelungen und teilweise atmosphärisch. Sie vermitteln die Kälte und Härte der Sklaverei. Die Szenen wurden hauptsächlich von nah und halb-nah eingefangen, da es viele Dialoge gibt. Das Szenenbild ist sehr ländlich ausgefallen, die Landhäuser der Sklavenbesitzer und das weitläufige Umland wie Wälder, Wiesen und die Baumwollplantagen sind häufig zu sehen.
Musik stammt von Henry Jackmann (The First Avenger: Civil War) und ist gelungen. Mit dramatischen Melodien unterstreicht er das schwierige Leben der Sklaven. Zwischendurch sind auch afrikanische Klänge zu hören, was den Soundtrack abwechslungsreich gestaltet